Versuchsanlage
Die für diese Forschungsarbeit aufgebaute Versuchsanlage erstreckt sich über zwei Stockwerke. Im oberen Stock ist die Anlage insgesamt 8,5 m lang, 2,4 m hoch und 1,6 m breit. Das Wasser wird über ein Zuleitungsrohr ins Einlaufbecken gepumpt, anschliessend fliesst das Wasser über einen Überlauf in die 5 m lange, 0,85 m hohe und 1,115 m breite Zulaufstrecke. Sie führt das Wasser zum Testrahmen, in welchen der zu untersuchende Coanda-Rechen eingespannt wird. Die Rechenbreite beträgt 1,115 m, der Testrahmen ist 1,68 m lang (vgl. Bilder 1 und 2).
Das vom Rechen geschluckte Wasser wird ins untere Stockwerk abgeleitet. Dort durchströmt es zuerst einen Geschiebefangsack, welcher die Entnahme und damit die Untersuchung des Geschiebes ermöglicht, und gelangt schliesslich wieder zurück in den Wasserkreislauf. Das Wasser, welches den Rechen überströmt und somit als Überfallwasser anfällt, gelangt in eine Aussparung im Hallenboden (analog einem Kolk in einem Bach) mit Geschiebekorb, welcher sich ebenfalls im unteren Stockwerk befindet. Dort wird das Geschiebe abgesetzt und das Wasser wieder dem Kreislauf zugeführt (Bild 1).
Aufgrund von Herstellerangaben wurde die maximale spezifische Fassungskapazität von Coanda-Rechen mit weniger als 300 l/(s∙m) abgeschätzt. Mit den versuchstechnisch maximal möglichen Durchflüssen von 300 l/s ergab sich für die Rechenbreite von 1,115 m eine spezifische Fassungskapazität von 269 l/(s∙m).
Bei einigen Klarwasserversuchen sowie bei allen ethohydraulischen Untersuchungen wurde die Rechenbreite mittels eingesetzten Plexiglaswänden auf eine Breite von 0,5 m verschmälert (Bild 2). Dadurch konnte eine maximale spezifische Durchflussrate von 600 l/(s∙m) erreicht werden. In der Tabelle 1 sind alle Rechen aufgelistet, welche im Forschungsprojekt verwendet wurden. Es handelt sich dabei um zehn verschiedene Rechen der Firma Wild Metal GmbH aus Ratschings (I) sowie einen Rechen der Firma Quellfrosch (ehem. Höhenergie) aus St. Gallen (CH).
Klarwasserversuche
Veränderungen im Zulaufbereich können zu inhomogenen Geschwindigkeitsverteilungen in der Zuströmung führen und die Schluckfähigkeit des Coanda-Rechens beeinflussen. In Versuchen ohne Geschiebe wurde dies untersucht, indem eine Zulaufstrecke mit einem Absatz vor dem Wehrrücken sowie eine ebene Geschiebezulaufstrecke auf Höhe der Wehrkrone getestet wurden. Letzteres (Bild 1) simuliert bis zur Wehrkrone reichende Geschiebeauflandungen.
Alle Versuche erfolgten mit einer idealen, geradlinigen, frontalen Anströmung des Coanda-Rechens.
An den zehn unterschiedlichen Rechen der Firma Wild Metal GmbH und dem Rechen von Quellfrosch wurde ohne Geschiebe in einem ersten Schritt die Schluckfähigkeit überprüft und dokumentiert. Dabei wurden die Pegelstände und Fliessgeschwindigkeiten mit und ohne Einlaufschwelle am Wehr ermittelt.
Ebenso wurden Klarwasserversuche durchgeführt, indem am oberen und unteren Ende respektive an den seitlichen Rändern des Rechens Abklebungen vorgenommen wurden, welche eine Verstopfung simulierten (siehe Bild 4).
Geschiebeversuche
Es wurden insgesamt drei standardisierte Geschiebemischungen eingesetzt, die bereits im Vorprojekt (Lifa et al., 2016) erfolgreich zur Anwendung gekommen waren. Die Kornverteilung ist typisch für Schweizer Wildbäche. In Bild 3 sind die gemittelten Siebkurven des verwendeten Ausgangsmaterials dargestellt.
Die beiden gebräuchlichsten Rechen der Firma Wild Metal GmbH (Typ Sb18 0.6 und Sb18 1.0, Tabelle 1, Nr. 2 bzw. 3) wurden dabei der kompletten Serie unterzogen. Sie wurden bei sechs verschiedenen Durchflüssen (50 l/s, 100 l/s, 150 l/s, 200 l/s, 250 l/s, 300 l/s) mit allen drei Geschiebemischungen getestet. Die anderen Rechen wurden einem gekürzten Untersuchungsprogramm unterzogen.
Die Geschiebezugabe erfolgte direkt in die Zulaufstrecke. Das Geschiebe, welches den Rechen passierte, wurde im Geschiebefangsack gesammelt. Dieses Material wurde für die weitere Untersuchung in einem Trocknungsofen getrocknet und anschliessend einer Siebanalyse unterzogen.
Ethohydraulische Versuche
Da Coanda-Rechen hauptsächlich an alpinen Gewässern mit der Bachforelle als Leitfischart zur Anwendung kommen, wurden die Versuche zum Fischabstieg mit wildlebenden Bachforellen aus dem Schanielabach (Kanton Graubünden) durchgeführt. Alle Fische wurden biometrisch vermasst und mittels PIT Tag Markierung individuell erkennbar gemacht.
Die Fische wurden aufgrund ihrer Länge in kleine (< 16 cm Körperlänge) und grosse Forellen (> 16 cm) unterteilt. Des Weiteren wurden zwei verschiedene spezifische Durchflüsse, 100 l/(s∙m) und 300 l/(s∙m), sowie die zwei Standardrechen der Firma Wild Metal GmbH mit 0,6 mm und 1,0 mm Spaltweite verwendet (Tabelle 1, Nr. 2 und 3).
Pro Konfiguration wurden zwölf Replikationen mit je drei Forellen durchgeführt; jeder Fisch wurde für den Versuch zweimal verwendet. Bei der Durchführung der Versuche wurden die Fische ins Startabteil des Zulaufkanals gegeben. Diese schwammen meist mit positiver Rheotaxis, d. h. mit der Schwanzflosse voraus, über den Rechen in den simulierten Kolkbereich. Hinzu kamen sogenannte Kontrollfische, welche dieselbe Prozedur erlebten, allerdings nicht den Rechen passierten, sondern direkt in den Kolk gesetzt wurden. Dadurch konnten die effektiven Auswirkungen des Coanda- Rechens auf die Fische herauskristallisiert werden. Vor und nach den Versuchen wurden alle Fische jeweils beidseitig fotografiert, so dass allfällige Fischverletzungen, welche vom Rechen stammen könnten, aufgenommen wurden.
Die Bildauswertung der Fische vor und nach einem Versuch erfolgte mithilfe der Software ImageJ (aus dem Jahr 2019). Sie errechnete den prozentualen Anteil der Fläche mit Schuppenverlusten im Vergleich zur gesamten Oberfläche des Fisches.